Der Ernährungsberater der Gerontopsychiatrie Tübingen, Herr Eckert (Pflegedienstleitung Gerontopsychiatrie), stellte beider Frühlingstagung des Geriatrischen Zentrums Tübingen 2024 vor, welchen Einfluss Ernährung auf Depression im Alter hat.
Ernährung spielt im Alter eine bedeutende Rolle, nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für das psychische Wohlbefinden. Das soziale und kulturelle Leben wird oft durch gemeinsame Mahlzeiten geprägt, doch die Art der Ernährung kann auch zu sogenannten Zivilisationskrankheiten führen. Eine ausgewogene Ernährung hat jedoch das Potenzial, das Risiko von Depressionen im Alter deutlich zu senken.
Depressionen im Alter sind oft mit neurologischen und biochemischen Veränderungen verbunden, wie Entzündungsreaktionen und oxidativem Stress. Studien zeigen, dass eine gute Ernährung das Risiko für Depressionen um bis zu 25% reduzieren kann. Im Gegensatz dazu erhöhen ultra-hoch-verarbeitete Lebensmittel das Risiko, an Depressionen zu erkranken, um 58%. Dies unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung.
Bestimmte Nährstoffe spielen dabei eine entscheidende Rolle. Folsäure kann beispielsweise die Wirkung von Antidepressiva unterstützen. Ältere Menschen, insbesondere über 65 Jahre, haben oft einen Mangel an Vitamin B12, da im Alter die Darmwand geschwächt ist. Ein ausgeprägter Mangel an Vitamin B12 kann Depressionen begünstigen. Auch ein Mangel an Vitamin D, der im Alter häufig vorkommt, erhöht das Depressionsrisiko. Omega-3-Fettsäuren, die in Fischöl vorkommen, können depressive Symptome verbessern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Mikrobiom, die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann einen Einfluss auf Depressionen haben. Fermentierte Produkte wie Joghurt und Sauerkraut sowie ballaststoffreiche Lebensmittel sind gut für das Mikrobiom. Da der Darm über die sogenannte "Darm-Hirn-Achse" mit dem Gehirn verbunden ist, beeinflusst das Mikrobi-om den Serotoninspiegel, einen wichtigen Botenstoff für das Wohlbefinden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung im Alter nicht nur körperliche Vorteile bietet, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Vorbeugung und Linderung von Depressionen leisten kann. Daher sollte begleitend zu einer Depressionstherapie auch die Ernährung in den Blick genommen werden.
Der Psychologe Herr Mychajliw vom TREND-Team stellte die Besonderheiten der Psychotherapie bei älteren Menschen mit Depressionen vor. 2020 betrug die Häufigkeit von Depressionen bei Menschen zwischen 65 und 79 Jahren etwa 6%. Etwa die Hälfte der Betroffenen erlebt nur eine einzelne depressive Episode.
Die Behandlung von Depressionen im Alter stellt besondere Herausforderungen dar, wie soziale Veränderungen, familiäre Veränderungen, kognitive Veränderungen oder Pflegebedürftigkeit. Es muss individuell entschieden werden, ob die Therapie stationär, in einer Tagesklinik oder als häusliches Angebot durchgeführt wird. Auch sprachliche Barrieren und Schwerhörigkeit erfordern eine angepasste Therapie mit klarer, verständlicher Sprache und ohne Fachbegriffe.
Die Einbeziehung von Bezugspersonen und zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten sind wichtig. Eine klare Struktur der Therapiestunden mit ausreichend Pausen und möglicherweise kürzere Sitzungszeiten sind essenziell. Zudem sollte über eine kürzere Sitzungszeit nachgedacht werden, wenn die Aufmerksamkeit oder Energie eingeschränkt ist.
Die wesentlichen Bestandteile der Psychotherapie sind Gedanken, Gefühle und Verhalten. Manchmal wird der Körper als viertes Element hinzugefügt. Diese Elemente beeinflussen sich gegenseitig.
Das erste zentrale Element der Therapie ist das Erkennen und Benennen dysfunktionaler Gedanken, die bspw. das Selbstwertgefühl, die Leistungsfähigkeit, das Gedächtnis, die Konzentration und Zukunftsängste betreffen. Mit verschiedenen Übungen sollen dysfunktionale Gedanken korrigiert werden. Patienten lernen beispielsweise, den Unterschied zwischen Nachdenken und Grübeln zu verstehen. Während Nachdenken ziel-gerichtet ist, führt Grübeln zu nichts und verstärkt die Depression. Patienten müssen lernen, aus diesem Grübeln herauszukommen und entsprechen-de Strategien einzusetzen.
Die Verhaltensaktivierung ist ein weiterer wesentlicher Anteil der Psychotherapie. Eine individuelle Auswahl und Anpassung angenehmer Verhaltensweisen, die sich mit den Pflichten des Alltags die Waage halten, sind zentral. Aktivitäten sollten gut geplant und in einem Wochenplan festgehalten werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umgang mit Gefühlen. Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten, über ihre Gefühle zu sprechen. Genuss-Tracking, bei dem angenehme Sinneserfahrungen in den Alltag integriert werden, kann helfen. Die Sensibilisierung der Sinne, die Verknüpfung mit positiven Erlebnissen und Achtsamkeitstechniken sowie klassische Entspannungstechniken fördern das Wohlbefinden.
Eine gut angepasste Psychotherapie kann das Leben älterer Menschen erheblich verbessern und ihnen helfen, Depressionen effektiv zu bewältigen. Daher ist es unerlässlich, dass Therapeutinnen und Therapeuten diese Altersgruppe mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt behandeln.