Bewegungsmessung bei der TREND-Studie
Seit Beginn der TREND-Studie wird jedes Mal auch eine Bewegungsmessung durchgeführt. Die Messung von Mobilität durch Technologie- gestützte Instrumente hat sich in den letzten Jahren im Bereich
Sport und Fitness stark verbreitet. Die Sensoren sind mittlerweile klein genug, um in Uhren, Fitnesstracker und Handys eingebaut zu werden. Die Sensoren sind aber auch sehr interessant für die
Medizin. Für den klinischen Bereich sind allerdings Sensoren mit speziellen Anforderungen notwendig, die ausführlich bewertet werden müssen und deren Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt werden
kann. In den letzten Jahren konnten mit dieser Technik Bewegungsalgorithmen beispielsweise für Gehen, Drehungen, Aufstehen, Hinsetzen und Gleichgewichtsverhalten entwickelt werden.
Bei einer der Aufgaben wird der Proband gebeten, rückwärts zu rechnen und gleichzeitig schnell zu gehen. Vergleicht man dabei Personen mit geringerer kognitiver Umstellungsfähigkeit
(Flexibilität) mit jenen, die eine hohe kognitive Flexibilität haben, findet sich beim Geradeausgehen kein Unterschied zwischen den Gruppen. Bei Drehung um die eigene Körperachse während des
Gehens (also beim Wenden, was eine schwierigere Bewe-gung als Geradeausgehen ist) verhalten sich die kognitiv weniger Flexiblen aber etwas überraschend: Sie konzentrieren sich nicht wie erwartet
mehr auf das Gehen, sondern mehr auf die Rechenaufgabe. Diese „Verschiebung“ der Aufmerksamkeit in die relativ unwichtige Rechenaufgabe während einer schwierigen Geh-situation könnte ein Grund
für Stürze unter schwierigen Gehbedingungen darstellen und damit neue Therapiestrategien eröffnen.
Die Bewegungsmessung mit den Sensoren führen wir seit einiger Zeit nicht nur mit TREND-Teilnehmern durch, sondern immer mehr auch an Personen, die wir im Krankenhaus sehen, und z.B. an Menschen, die an Parkinson leiden. Wir führen auch zunehmend Messungen nicht mehr in der Klinik oder im Labor durch, sondern messen dort, wo wir denken, dass es für das „wahre Leben“ wirklich wichtig ist: Im häuslichen Umfeld der Betroffenen. Überraschenderweise findet man beim Vergleich von z. B. Körperbewegungen, die in der Klinik und im häuslichen Umfeld gemacht werden, oft große Unterschiede. Bei Parkinson-Patienten mit positiver Sturzanamnese und Sturzangst konnten wir auf diese Weise zeigen, dass sich das Wendeverhalten während des Gehens stark unterschei-det, je nachdem ob die Analysen zu Hause o-der in der Klinik durchgeführt wurden. Diese Ergebnisse zeigen, dass der Ort der Erfassung von Bewegungsdaten in Zukunft unser Ver-ständnis von Krankheit und Funktionseinschränkung, und damit auch unsere Therapien, relevant beeinflussen können. Wir planen, auch bei einem Teil der TREND-Teilnehmer eine derartige Erfassung im häuslichen Umfeld durchzuführen.